In der städtischen Grün- bzw. Parkfläche von mehreren hundert Meter Breite und fast einem Kilometer Länge in München-Zamdorf, in der auch das „Ökologische Bildungszentrum“ liegt, sind noch die Spuren des historischen Lehmabbaus auf dem so genannten „Haidhauser Hochterrassenriedel“ erkennbar (der „Haidhauser Hochterrassenriedel“ erstreckt sich innerstädtisch von Berg am Laim über Bogenhausen bis Oberföhring). Noch in den 1970er Jahren lag hier der Verbreitungsschwerpunkt der Wechselkröte im Münchner Osten (siehe SCHMIDTLER & GRUBER 1980).
Durch die Auflassung der Lehmgruben und die zunehmende Bebauung verschwanden nach und nach die Gewässer, in denen die Wechselkröte laichte. Auch im Park angelegte Kleingewässer boten keine dauerhafte Alternative. So wies Herr Schmidtler (LARS e.V.) im Mai 2011 beim Wechselkröten-Symposium des LBV im Ökologischen Bildungszentrum darauf hin, dass hier immer noch eine Reliktpopulation mit wenigen Individuen existiert, dass aber vor zwei Jahren der letzte Tümpel trocken gefallen sei. Eine Reproduktion war somit nicht mehr möglich; das Aussterben der Art in diesem Bereich sei ohne Hilfsmaßnahmen abzusehen.
Schon am Rande des Wechselkröten-Symposiums wurde beschlossen, Abhilfe zu schaffen. Es sollte ein neues Gewässer in unmittelbarer Umgebung des „Ökologischen Bildungszentrums“ und seiner Gärten geschaffen werden.
Wegen der zu erwartenden Belastung des zu schaffenden Gewässers durch spielende Kinder oder ausgeführte Hunde sollten es zwei betongeschützte Folientümpel nach der von H.-J. Gruber (LARS e.V.) schon mehrfach umgesetzten bewährten Bauart werden. H.-J. Gruber steuerte eine Kautschukfolie sowie zwei Teichschutzvliese aus seinen Lagerbeständen bei und besorgte einen Minibagger. Die gesamte Organisation (Einholung der Bewilligung, Kalkulation und Beschaffung der restlichen Materialien, Abrechnung über das Artenhilfsprojekt Wechselkröte des LBV u.v.m.) hat dankenswerter Weise Christian Köbele (LBV) geleistet.
Aus dem Bericht von H.J. Gruber:
„Am 30.10.2011 stand dann der Bagger bereit, den Eckhard Kress vom LBV geschickt gesteuert hat, Christian [Köbele] und ich haben die Tümpelkuhlen ausnivelliert und an der Feinmodellierung geschaufelt. Christian hat danach noch einen Rüttler besorgt und mit ehrenamtlicher Unterstützung von LBVlern den Unterbau verdichtet. Am 14.11.2011 war dann Großbautag mit ein paar Helfern des LBV, Christian, Josef Schmidtler und mir. Wir haben Schutzvlies und Folie ausgebracht, tonnenweise Fertigbeton geschaufelt und gleichmäßig verteilt, gewaschenen «Dekokies» aufgestreut und festgeklopft, Kiesuferstreifen angelegt und dann das Betonkunstwerk wetterfest mit Baufolie verpackt.“
Am 5.12.2011 war es dann so weit: die Betonschutzschicht der Tümpel hatte abgebunden; die Abdeckplanen sowie die Baustellenabzäunung konnte entfernt werden.
Wechselkröte, Pärchen
(Foto: A. Zahn)
Die beiden fertig gestellten betongestützten Folientümpel am 5. Dez. 2011 (Foto: H.J. Gruber) Fotos von den Baumaßnahmen |
Mit Beginn der Laichzeit 2012 wurden Kontrollen durchgeführt, um festzustellen, ob die neue Laichmöglichkeit angenommen wurde. Josef Schmidtler berichtet:
„Am 20. bzw. 24. Mai [2012] wurde im westlichen und östlichen Tümpel jeweils eine Wechselkröten-Laichschnur abgelegt, die auch binnen drei bis vier Tagen schlüpften. Zur selben Zeit wurden eine Woche lang auch noch mehrere Männchen an den Gewässern gehört und beobachtet. Die Larven entwickelten sich schnell, doch waren sie wegen der entstehenden Algenrasen zunehmend schlechter zu sehen. Am 6. Juli wurden nach längerer Beobachtungspause am westlichen Tümpel etliche Hüpferlinge der Wechselkröte beobachtet, und die Larvalzeit war beendet.
Es wird interessant sein, die Entwicklung im kommenden Frühjahr zu beobachten. In den Gewässern befanden sich bereits in diesem Jahr einige wenige Larven von Bergmolch, Teichmolch, Grasfrosch und Erdkröte, und man muss hier eine Beeinträchtigung [der Wechselkröte] befürchten. Hinzu kommt, dass die beiden Gewässer diesen Sommer nicht ausgetrocknet sind, so dass das Aufkommen weiterer Fressfeinde zu befürchten ist.“
SCHMIDTLER, J.F. & GRUBER, U. (1980): Die Lurchfauna Münchens. Eine Studie über die Verbreitung, die Ökologie und den Schutz der heimischen Amphibien. — Schriftenreihe Naturschutz und Landschaftspflege, München, 12: 105—139.
als pdf verfügbar (8,5 Mb; Quelle: Zoologische Staatssammlung München)
Text: H.-J. Gruber und J.F. Schmidtler
Redaktion: Th. Dürst
Foto links: J.F. Schmidtler
letzte Aktualisierung: 27. November 2012