Die Wechselkröte ist eine Rohbodenspezialistin, die als kontinental-mediterrane Art der Steppenlandschaften sehr hohe Temperaturdifferenzen erträgt und an kontinental-winterharte und sommertrockene Klimabedingungen gut angepasst ist. Ihre Feuchtigkeitstoleranz hingegen ist sehr gering. Bundes- und bayernweit, aber auch in großen Teilen Österreichs ist die Wechselkröte als „Vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, alle vorhandenen Bestände der Art zu erhalten und bestmöglich zu fördern sowie langfristig eine natürliche Ausbreitung in weitere besiedelbare Habitate anzustreben.
Dies gilt insbesondere für Vorkommen an Extrem-Standorten wie dem Almbereich um die Hochries in den Chiemgauer Alpen. Dort wurde im Sommer 1998 in der spektakulären Höhenlage von 1150m ü. NN ein Laichhabitat der Wechselkröte entdeckt (der überwiegende Teil der Fundorte der Wechselkröte liegt unter 300m). Weitergehende Untersuchungen ergaben (ANDRÄ 1999, 2008; ANDRÄ & DEURINGER-ANDRÄ 2011), dass Teilbestände bis in Höhenlagen von 1350m ü. NN reichen (Reisenalm). Allerdings konnte in den letzten fünf Jahren, vor allem wegen der ungünstigen Gewässersituation, keine erfolgreiche Reproduktion mehr festgestellt werden.
Wechselkröte (Männchen) auf der Oberwiesenalm (Foto: E. Andrä) |
Auf Antrag des LARS beschloss die Regierung von Oberbayern Anfang 2011, im Rahmen der Bayerischen Biodiversitätsstrategie die Wiederanlage zweier Wechselkröten-Laichgewässer auf der Oberwiesenalm finanziell zu fördern. Im Oktober 2011 wurden dort unter der fachkundigen Anleitung und Aufsicht von Hans-Jürgen Gruber, 1. Vorsitzender des LARS e.V, zwei betonarmierte Folientümpel angelegt.
Oberwiesenalm von Nordosten, Höhenlage: 1150m ü. NN (Foto: E. Andrä) |
Bereits 2012 stellte sich der erhoffte Erfolg ein: Im Rahmen eines Monitoring-Programms (Leitung: Eberhard Andrä, 2. Vorsitzender des LARS e.V.) wurden im August weit über 1000 Wechselkrötenlarven beobachtet. Nach einer vorsichtigen Schätzung sind davon 800 bis 900 nach der Metamorphose als Jungkröten an Land gegangen.
ANDRÄ, E.(1999): Höchstgelegenes Laichhabitat der Wechselkröte, Bufo viridis, in den Bayerischen Voralpen und Zusammenstellung der Fundpunkte der Art im Grenzbereich von Bayern und Österreich. — Zeitschrift für Feldherpetologie 6: 187—202.
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ANDRÄ, E.(2008): Hochmontanes Vorkommen der Wechselkröte in Tirol. — Bioskop 04/2008: 29—34.
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ANDRÄ, E. & DEURINGER-ANDRÄ, M. (2011):
Höchstgelegenes Laichhabitat der Wechselkröte (Bufo viridis) in Mitteleuropa nördlich des Alpenhauptkammes im Grenzbereich zwischen Bayern und Tirol — Ergebnisse einer 10-jährigen Langzeitbeobachtung — Zeitschrift für Feldherpetologie 18: 19—68.
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weiter:
Ausgangssituation: Schutzbedürftigkeit der Wechselkröte und Gewässersituation auf der Oberwiesenalm
Text: E. Andrä
Redaktion: Th. Dürst
Foto links: E. Andrä
letzte Aktualisierung: 28. Januar 2013
Riesenalm, von der Hochries aus gesehen; im Jahr 2001 hier Laichnachweis in einer Höhe von 1350m ü. NN (Foto: E. Andrä)