Sumpfschildkröte, Feuersalamander, Ringelnatter, Springfrosch, Zauneidechse

Artenhilfsmaßnahmen für die Gelbbauchunke
im Altlandkreis Neuburg an der Donau

Ausgangssituation

Bestandserfassungen der Gelbbauchunke lagen aus dem Gebiet aus den Jahren bis 1992 und 2003 vor. Bezogen auf die Anzahl der Vorkommen (Tümpel oder Tümpel­komplexe, Pfützen, Fahrspuren) zeigte sich keine wesentliche Verände­rung in diesem Zeitraum:

  • Bestand 1992: 70 Vorkommen (Kartierung K.-H. Schaile)
  • Bestand 2003: 76 Vorkommen (Kartierung E. Krach)

Und heute:

  • Bestand 2010 (im achten Jahr der Hilfsmaßnahmen):
    90 Vorkommen, meist mit Reproduktion (Kartierung K.-H. Schaile)
  • 2012 konnte ich noch einige bisher mir unbekannte Biotope auffinden. Zudem sind wieder weitere Biotopneuanlagen entstanden. 2012 waren mir somit 116 Biotope bekannt.
  • 2013 gibt es im Landkreis Unken an 120 Stellen — die aber i.d.R. meist mehrere Tümpel oder Pfützenbereiche umfassen können.
  • 2014: 125 Vorkommen (Schaile; i.d.R. mit Reproduktion)
  • 2016: 135 Vorkommen (Schaile; aktuelle Tümpel, mit Reproduktion)
  • 2017: 140 Vorkommen (Schaile aktuell)
  • 2018: 145 Vorkommen (Schaile; i.d.R. mit Reproduktion)
  • 2020: 150 Vorkommen (i.d.R. mit Reproduktion, aber Nachpflege erforderlich)
  • 2021: 155 Vorkommen (i.d.R. mit Reproduktion); sehr regnerisches Jahr

Entscheidend zur Einschätzung der realen Situation ist nicht nur die Zahl der Vor­kom­men. Zu berücksichtigen sind auch die Altersstruktur und die Größe der Vorkommen, die jeweiligen Reproduktionsraten und das Angebot an tat­säch­lichen Laich­gewässern. Bei der Betrachtung dieser Faktoren zeigte sich, dass die Situation der Gelbbauchunke nach 2003 äußerst kritisch war:

  • 2004 befanden sich die Populationen im Landkreis auf dem Tiefpunkt.
  • Im Jahr 2005 erwiesen sich die Vorkommen oft als sehr individuenarm (oftmals nur einzelne oder wenige Tiere) und überaltert. Es wurden nur ca. 1.000 Hüpferlinge gezählt. Viele Gewässer trockneten vorzeitig aus, so dass hier keine Reproduktion möglich war.

Maßnahmen zur Bestandserhaltung waren daher dringend geboten, um die Art im Landkreis langfristig zu halten.

Im Altlandkreis Neuburg an der Donau sind Vorkommen der Gelbbauchunke nur im geomorphologischen Bereich des südlichen Frankenjura und in den un­mittel­bar angrenzenden Randgebieten zu erwarten; andere Bereiche waren für die Art schon früher nicht geeignet. Artenhilfsmaßnahmen konnten sich daher auf diesen Bereich beschränken. Gerade dieser ursprünglich besiedelte Bereich sollte daher mit Biotopen für die Art „aufgewertet“ werden, da auch dort bereits Lücken entstanden waren.

Durch die Maßnahmen wurden die Bestände gehalten, auf einem hohen Niveau verbessert und bis heute (2022) stabilisiert und ausgeweitet. Besonders erfreulich waren 2020 der Fund eines neuen Vorkommens im Sehensander Forst und die Bestätigung eines wesentlich größeren natürlichen Vorkommens als gedacht im Auwald­bereich südlich der Donau zwischen Mooser Schütt und Stepperger Aue. Bestätigt durch Kartierungen des Büros „NATUR PERSPEKTIVEN“ aus Freising. Eingriffs­maßnahmen in den sensiblen und immer noch dynamischen Auwald- und FFH-Gebiets­bereich sollten damit endlich tabu sein. Auch Eingriffe durch sogenannte Dynamisierungsmaßnahmen können in Auen eher Schaden als Nutzen verursachen und müssen immer auf die jeweiligen individuellen Gegebenheiten vor Ort abgestimmt werden.

Im Jahr 2020 konnten 7 Unkenpaten im Rahmen des BfN Projektes externer Link „Allen Unkenrufen zum Trotz“ gewonnen werden. Es ist auch alleine nicht mehr zu schaffen, alle Unken­biotope im Blick zu haben.

Das regenreiche Jahr 2021 wartete mit einigen Überraschungen auf: Es konnten nicht nur weitere neue Vorkommen entdeckt werden, auch an seit Jahren trocken gefallenen Stellen fand plötzlich wieder Unkenreproduktion statt. Es stellt sich daher die Frage, ob tatsächlich immer alle seit Jahren trocken gefallenen Tümpel tiefer gelegt werden müssen. Viele Erkenntnisse sind erst durch Langzeitbeobachtungen zu gewinnen.

Auch das Jahr 2022 war extrem trocken. Unkenreproduktion fand im Wesentlichen nur in Fahrspuren und in den Kieselerdeabbaugruben statt. Interessant war, dass trotz der Trockenheit genügend Wasser in den verdichteten Fahrspuren im Wald zur erfolgreichen Reproduktion über Wochen erhalten blieb. Das unterstreicht mal wieder die Wichtigkeit der mit Wasser gefüllten Fahrspuren auf den Waldwegen. Das Jahr 2022 war daher trotz der extremen Sommertrockenheit nicht das bisher schlechteste Unkenreproduktionsjahr!


Ursachen der Bestandsrückgänge

  • Gewässerregulierungen
  • Drainagen in Wiesen einschließlich Verrohrung von kleinen Wiesengräben
  • Verfüllungen von Wagenspuren, kleinen Gräben und Pfützen
  • Industrielle Landwirtschaft (vor allem Maisanbau)
  • Der Einsatz von schädigenden Spritzmitteln z.B. Glyphosat, Headline, Captan, u.a. und Kunstdünger (wenn die Tiere damit in Kontakt kommen)
  • Geänderte Abbaumethoden (z.B. von Kies und Sand) ) und die Aufgabe bzw. das Verbot von kleinen gemeindlichen Abbaugruben
  • Fehlende Beweidung oder auch zu intensive Beweidung (Weidetiere trinken die Biotope aus)
  • Auflösung von Truppenübungsplätzen (fortschreitende Sukzession)
  • Vernichtung von Strukturvielfalt (mittlerweile auch im Wald durch Zertifizierung FSC und falsch verstandenen „Bodenschutz“)
  • Durch präzise arbeitende landwirtschaftliche Maschinen Vernichtung von Saum- und Feldrainbrachen; dadurch auch fehlende Biotopvernetzung und fehlende Wandermöglichkeiten
  • Auendynamisierung — Anbindung von ehemaligen Flutmulden mit teils wasserführenden Kolken an Fließgewässer ohne Schaffung von zusätzlichen Qualmwasserbereichen und/oder Dammrückverlegungen
  • Beseitigung von Biberdämmen und Verhinderung von Biberbauaktivitäten
  • Sommertrockenheit (Langzeitbeobachtungen berücksichtigen!

und mit ganz entscheidend:

  • Beseitigung von „Störstellen“ im Wald (entstanden z.B. nach dem Einsatz von Rücke­zügen oder Harvestern — Verfüllung von Fahrspuren mit Reisig, Holz oder sonstigem Abfall)
  • Entstehung von Störstellen — und damit von Unkenbiotopen — wird aktiv vermieden!
  • Mangelnde bzw. fehlende Artenkenntnisse und „Sauberkeitswahn“ (auch bei Naturschützern) — optisch schön für das menschliche Auge ist nicht unbe­dingt als Unkenlebensraum geeignet!
  • Falsch verstandener Bodenschutz (auch von Vertretern der großen Naturschutzverbände)
  • Ausbau der Forstwege (Schotterung, Asphaltierung) - z.B. zur Errichtung von Windkraftanlagen oder zum besseren Abtransport der eingeschlagenen Baumstämme
  • Zerschneidung der Landschaft durch Straßen und asphaltierte Feldwege/ Waldwege

Artenhilfsmaßnahmen ab 2006

  • Optimierung bestehender Tümpel: Gehölze entfernt und ggf. leicht tiefer gelegt.
    Solche Arbeiten sind immer mit dem Risiko verbunden, dass die Tümpel ent­weder zu tief und zu groß werden oder dass ggf. die wasserführende Schicht durchstoßen wird. Besser für die Unke ist daher:
  • Anlage neuer Tümpel/Pfützen und Tümpelkomplexe mit Hilfe eines Radbaggers
  • Pflege der Tümpelkomplexe, ggf. jedes Jahr
  • Ermutigung von Förstern, Störstellen zu tolerieren und auch mal wieder neu entstehen zu lassen
  • Überwachung der Reproduktion; ggf. Laichgewässer neu nachbaggern, um „besseren“ Rohboden zu schaffen.
  • Aktive Anlage von Fahrspuren und/oder Befahrung der alten Fahrspuren im April

Die Durchführung der Maßnahmen erfolgte und erfolgt durch und mit Unterstützung von:

  • Bund Naturschutz, Kreisgruppe Neuburg-Schrobenhausen, mit Zuschüssen der Regierung von Oberbayern (70%) und Vorfinanzierung durch den BN bzw. Über­nahme der restlichen 30% Kosten
  • Zweckgebundenen Spendengeldern — z.B. von der PSD Bank München eG und Alnatura
  • Bundesforstamt Stockdorf, Forstrevier Keltenwall (Eigenmittel/Landratsamt/Bund Naturschutz)
  • Bayerische Staatsforsten, Forstbetrieb Kaisheim
    (Eigenmittel/Bund Naturschutz)
  • Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Neuburg-Schrobenhausen (Regierung und Eigenmittel des Landratsamtes)
  • Privatwaldbesitzer (Freiherr von Redwitz) — Mittel der Regierung und Eigenmittel
  • Studienseminar Neuburg (Eigenmittel WegebauRegierung von Oberbayern)
  • Firma Hoffmann Mineral (Biotoppflege und Biotopanlage in Eigenregie nach alljährlicher Beratung und gemeinsamer Begehung durch Dr. Ernst Krach, Herrn Artmann, Karlheinz Schaile und Manfred Hoffmann)
  • Seit 2017 (bis 2021) auch mit Geldmitteln des Unkenprojektes externer Link Allen Unkenrufen zum Trotz - ein Projekt im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundes­ministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und durch den Bayerischen Naturschutzfonds. Das Projektgebiet erstreckt sich über sechs oberbayerische Landkreise, von Neuburg-Schrobenhausen über Pfaffenhofen an der Ilm, Freising, Erding und Mühldorf am Inn bis Altötting. Initiiert vom BUND Naturschutz in Bayern e.V.

Flächen zur Durchführung der Maßnahmen wurden von verschiedenen Firmen, Behörden, Institutionen etc. zur Verfügung gestellt:

  • Grubenflächen — in großem Stil durch die Fa. Hoffmann Mineral (Eigenmittel) auf Anregung des Bund Naturschutz und Eigeninteresse
  • Studienseminarflächen (auch in Eigeninitiative), Stiftungsflächen und Staatsforstflächen
  • Staatsgutflächen Straß-Moos (Wiese/Kiesgrube) — Genehmigung an Bund Naturschutz (Mittel Regierung und Bund Naturschutz)
  • Gemeindeflächen (Rennertshofen, Oberhausen, Neuburg, Burgheim, Bergheim) — Genehmigung — Mittel über Regierung/Landratsamt/Bund Naturschutz
  • Rechtlerflächen — Genehmigung — Mittel über Regierung/Bund Naturschutz
  • Landkreisflächen — Genehmigung — Mittel über Regierung/Bund Naturschutz
  • Flächen des Straßenbauamtes Ingolstadt (Eigenmittel/Mittel des Bund Naturschutz)
  • Kirchengrundstücken — Genehmigung — Mittel über Regierung/Bund Naturschutz
  • Flächen von Privatpersonen und Bund Naturschutz-eigenen Flächen — Genehmigung — Mittel über Regierung/Bund Naturschutz

Erfolge in den Jahren 2006 bis 2020

Durch die genannten Maßnahmen konnte die Zahl der Hüpferlinge deutlich erhöht werden:

  • 2005: ca. 1.000 (Vor Beginn der Maßnahmen)
  • 2006: ca. 2.000
  • 2007: ca. 5.000
  • 2008: ca. 3.000
  • 2009: ca. 5.000
  • 2010: über 5.000
  • 2011: über 6.000
  • 2012: ca. 4.550
  • 2013: ca. 3.605
  • 2014: ca. 4.930
  • 2015: ca. 500
    (schlechtestes Jahr überhaupt — in Folge lange anhaltender Trockenheit)
  • 2016: über 6.900
    (bisher bestes Unkenjahr)
  • 2017: ca. 5.300
  • 2018: ca. 6.050
  • 2019: ca. 4.250
  • 2020: ca. 4.860
  • 2021: ca. 10.800 — bestes Reproduktionsjahr
  • 2022: ca. 3.600

Wahrscheinlich waren es aber jeweils etliche Exemplare mehr, da ich sicher auch immer noch Vorkommen/Tiere übersehen habe. Zudem verteilen sich die Hüpferlinge sehr schnell in der Umgebung. Eine Schätzung ist daher oftmals nur schwer möglich und m.E. meistens zu niedrig angesetzt.

2009, 2010, 2011, 2014, 2016 und 2021 waren sehr nasse Jahre; in diesen Jahren konnten Unken in allen Größenklassen zahlreich gefunden werden.
Das bisher regenreichste Jahr im Landkreis war das Jahr 2021. Nicht nur die Regenmenge stach aus der Statistik heraus — der Regen verteilte sich auch gut über das ganze Jahr und die „heißen Tage“ waren die wenigsten innerhalb der letzten 10 Jahre. Das Jahr hatte die beste Unkenreproduktion seit der Aufzeichnung. Infolge der für die Unken optimalen Bedingungen verdoppelte sich die Reproduktionsrate.

Im Jahr 2010 ergab eine Zählung und Schätzung der adulten Gelbbauchunken einen Bestand von ca. 2.800 adulten Tieren an 90 + max. 15 Stellen (die ich nicht kenne bzw. über­sehen habe) im Landkreis, also aktuell an maximal 105 Biotopen. Davon wurden ca. 45% der Individuen südlich und ca. 55% nördlich der Donau gefunden.
Im Jahr 2012 konnte ich noch einige weitere bisher mir unbekannte Biotope auf­fin­den. Zudem sind wieder einige Biotopneuanlagen entstanden. In 2012 waren mir somit 116 Biotope bekannt, die ca. 3.000 adulte Tiere umfassten. Aktuell (2021) sind es ca. 155 Biotope, i.d.R. mit Reproduktion, mit ca. 4300 Adulten — wobei aber fest­zustellen gilt, dass selbst an scheinbar idealen Stellen nicht jedes Jahr Reproduk­tion statt­findet. So können z.B. die Schaf­herden die Tümpel aussaufen (z.B. NSG Kreut, Steinbruch Hütting, Steinbruch Mauern), die Hüpferlinge nicht rechtzeitig fertig werden (z.B. Rotkiesgrube südlich Oberhausen), oder die Biotope nicht mehr optimal sein da sie zu­wachsen oder mit zu vielen Prädatoren besetzt sind. Dann sollte im nächsten Jahr nachgearbeitet werden. Fahrspuren stellen meist die besten und stabil­sten Reproduktionsgewässer dar, wenn sie regelmäßig durchfahren werden!

Im regenreichen Jahr 2016 hat sich zudem das Zahlenverhältnis der Unken­vorkommen südlich und nördlich der Donau stark zu Gunsten der südlichen Population verändert; d.h. die südliche Population reproduzierte mehr als doppelt so zahlreich als die nörd­lich der Donau gelegenen Vorkommen. Ganz entscheidend war dabei das natürliche Unkenvorkommen im Bereich des überschwemmten Mündungsbereiches der Kleinen Paar in die Friedberger Ach in der Unterhauser Aue — und dort vor allem in den Wiesenbereichen der so genannten Weveldschütt und des Altwassers der „Alten Rinne“ inklusive der Altwässer in der anschließenden Steppberger Aue. Durch die lang anhaltenden Überschwemmungen konnten die dortigen Populationen äußerst erfolg­reich reproduzieren; die Unkenrufe waren aus den Wiesen und Altwässern an man­chen Tagen so vielstimmig zu hören wie vergleichbar im Donaudelta durch die dort vor­kommen­den Rotbauchunken. Mir ist in ganz Bayern kein ähnlich großes — noch im ursprünglichen Lebensraum reproduzierendes Unken­vor­kommen — wie dieses bekannt. In diese Bereiche darf in keinem Fall — auch nicht durch Auendynami­sierungs-Vorhaben — eingegriffen werden. Die Auenbereiche sind noch dynamisch genug! Einzig schädlich wirkt sich der Schwellbetrieb der Staustufe Bertoldsheim auf die aquatischen Systeme aus. Wenn — dann ist dort ein Verbesserungsansatz zu suchen!

Große (Meta-)Populationen existieren in den Bereichen:

  • südlich der Donau: Kreidebruch Oberhausen (ca. 350 Individuen), NSG Kreut und IVG (Tanklager)(ca. 200), Altwasser „Alte Rinne“ und Weveldschütt west­lich unterhalb des Steppberges (ca. 500) und die Altwässer der Steppberger Aue (ca. 200).
  • nördlich der Donau: Steinbruch Hütting (ca. 350 Individuen), Steinbruch Mauern (ca. 250), Grube Schaflache (ca. 200), Grube Pfaffengrund gesamt (ca. 250), unterhalb NSG Finkenstein — Hangfuß (ca. 150) und die Gruben Riedensheim 1-3 (ca. 300).
    Die Grube Pfaffengrund wurde in 2020 komplett verfüllt. In den Rand­berei­chen gibt es in Gräben und am Haldenfuß noch gute Bestände. Durch Maß­nahmen im Bereich der Flächen des Studienseminars - vor allem neben den Forststraßen - konnten sich mehrere kleinere aber gut vernetzte Unken­bestände aufbauen.
    Sehr gute Reproduktionsraten ergeben sich regelmäßig in den aktiven Kiesel­erde­abbaugruben und den entsprechenden Begleitgewässern - z.B. an den Haldenfußflächen.
    Im Bereich des ganzen Hainberges existiert wahrscheinlich eine große ver­netzte Unkenmetapopulation.

2011, 2014 und 2017 kam der Regen erst spät, so dass die letzten Hüpferlinge an einer neu ange­legten Pfütze diese erst am 30.09.2011 verlassen haben. Im Jahr 2014 konnten die letzten Hüpferlinge noch Mitte Oktober, 2017 Ende Oktober nachgewiesen werden.
Ab 2011 konnte eine weitere Westausbreitung im Staatsforst am Hainberg und erstmals eine erfolgreiche Unkenreproduktion in der Kieselerdegrube nord­westlich Riedensheim (ca. 200 Hüpferlinge) registriert werden. Damit wurde verlorenes Gebiet erfolgreich durch eigenständige Besiedlung zurück­gewon­nen, auch wenn es in der Grube Riedensheim ca. vier Jahre gedauert hat.

Die Jahre 2012 und 2021 waren sehr lange und insgesamt viel zu trocken. Es konnte daher bei einigen der besten Biotope kein bzw. nur geringer Nach­wuchs verzeichnet werden (z.B. in den Steinbrüchen Mauern und Hütting). Teilweise haben die Kiesel­erde­abbaugruben die ansonsten schlechten Ergeb­nisse ausgeglichen. Auch das „natürliche Vorkommen“ in der Alten Rinne hatte zusammen mit dem daran entlang führenden Waldweg ein hervor­ragen­des Reproduktionsergebnis.
Weitere Metapopulationen zeichnen sich ab 2012 im FFH-Gebiet Attenfeld, in der Lehmgrube Attenfeld (droht verfüllt zu werden), in der Kieselerdegrube bei Riedensheim und in der Rotkiesgrube bei Oberhausen ab.
2012 konnte ich noch einige weitere bisher mir unbekannte Biotope auffinden. Zudem sind wieder einige Biotopneuanlagen entstanden. 2012 waren mir somit 116 Biotope bekannt, die ca. 3.000 adulte Tiere umfassten.

Wesentliche Bestandsstützen sind die Kieselerdeabbaugruben am Hainberg und die Biotopanlagen durch den Abbauunternehmer Manfred Hoffmann (Hoffman Mineral und Sonax).

Das Frühjahr 2013 zeichnete sich als total nasses und zu kaltes Halbjahr ab. Es regnete ununter-brochen und es kam teilweise zu verheerenden Über­schwem­mungen. Anfang Juni endeten die Regenfälle und es schloss sich wochenlag heißes und trocke­nes Wetter an. Viele Gewässer vertrockneten darauf hin. Bei wenigen Gebieten schafften es die Unken nicht bis zur Entwicklung zum Hüpferling. Es gab keine späte Laichphase und die Hüpferllinge gingen früher als in den Vorjahren an Land. Die Reproduktion war insgesamt geringer - aber besser verteilt. Die Bestände am Hain­berg könnten durchaus auch höher gelegen haben, da sich in vielen austrocknenden Lachen die Unkenhüpferlinge bereits verteilt haben. Das Gesamtergebnis kann daher durchaus an das von 2012 heranreichen. Die Überschwemmungen haben teilweise Fische in die Auen-Biotope eingetragen (vor allem Stichlinge). Dies führte zu manchen Totalausfällen - auch in Neuanlagen des Jahres 2013. Obwohl weiterhin Biotop-Neuanlagen stattfanden und bestehende Biotope immer wieder optimiert werden, scheint eine Bestandssättigung erreicht zu sein. Eine weitere Bestands-ausdehnung gestaltet sich nach meiner momentanen Einschätzung als sehr schwierig. Im NSG Kreut stellt die Schafherde in trockenen Jahren ein Problem dar, da sie die Tümpel aussäuft und die Hüpferlinge zertrampelt. Wir haben daher begonnen, einige Bereiche abzuzäunen. Da 2013 fast alle Unkenbiotope ausgetrocknet sind, wurde das Jahr 2014 in Bezug auf die Reproduktionsquote erwartungsgemäß ein besseres Jahr. Wenige Hüpferlinge schafften eine frühe Entwicklung und gingen Ende Juni Anfang Juli an Land. Da in 2014 erst ab Mitte Juli große Regenmengen vom Himmel fielen, fand fast die ganze Reproduktion spät statt.

Im Jahr 2015 führte die wochenlange Trockenheit fast zu einem Totalausfall der Unkenreproduktion. Nur vereinzelt konnte Reproduktion festgestellt werden, und dann nur an Biotopen, in die sehr früh im Jahr gelaicht wurde. Mit ca. 500 Hüpferlinge war das Jahr eines der schlechtesten überhaupt, seitdem Aufzeichnungen vorgenommen werden.

Das Jahr 2016 und die starken Regenfälle haben die schlechte Reproduk­tions­rate des Vorjahres dann wieder mehr als ausgeglichen: Mit über 6.900 Hüpfer­lingen zählt 2016 zu den sehr guten Jahren.

Auch das Jahr 2017 verlief sehr gut — obwohl auch in diesem Jahr der "große Regen" erst spät — im Juli — einsetzte. Dennoch haben in den Waldbereichen auch viele Hüpferlinge der ersten Laichphase erfolgreich die Tümpel verlassen. Durch ein nochmaliges spätes Ablaichen sind dann sogar den ganzen Oktober noch Hüpferlinge an Land gegangen.

Obwohl 2018 bayernweit ein sehr heißes Jahr war, hat doch der Landkreis ND alle ein bis zwei Wochen so viel Regen abbekommen, dass so gut wie keine Tümpel, Pfützen und Fahrspuren ausgetrocknet sind. Durch die Wärme konnten die Unken sich sehr schnell entwickeln, so dass fast alle Hüpferlinge bis Anfang September die Gewässer verlassen hatten. In vielen Tümpel konnten sich sogar drei Hüpferlingskohorten erfolgreich entwickeln. Das hatte ich schon lange nicht mehr beobachten können. Obwohl in vielen Gebieten Bayerns die Unkenreproduktion Totalausfälle hatte, war das Ergebnis im Landkreis ND sehr gut! Obwohl ich es mittlerweile zeitlich nicht mehr schaffe alle Unkenbiotope zu kontrollieren, ist das Ergebnis mit ca. 6.050 Hüpferlingen das zweitbesten seit den Aufzeichnungen. Es ist daher dringend notwendig, weitere Unken­paten anzulernen!

2019/2020: Das Jahr 2019 erinnerte an das Jahr 2017. Der Regen kam spät und es war sehr lange zu kalt. Die Unken kamen daher sehr spät aus den Winter­quar­tieren und haben insgesamt auch sehr spät abgelaicht.Vom Ergebnis her war das Jahr 2019 durchschnittlich und nicht besonders herausragend. Ähnlich war das Jahr 2020. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die besten Repro­duk­tionsergebnisse immer in den Kieselerdeabbaugruben und in neu gegrabenen oder nachgegrabenen Tümpeln erzielt werden. Dort hält sich das Wasser auch meist in trockenen Phasen lange genug. Im Jahr 2019 wurden erstmals auch Betonwannen (Modell von Xeno Bäumler) ausgebracht. Diese halten auch in Trockenzeiten hervorragend das Wasser und haben gute Ergebnisse in der Reproduktion erzielt. Es ist damit allerdings ein gewisser Pflegeaufwand ver­bunden, da das Wasser im Herbst entfernt werden muss, die Becken verfüllt werden und im April des Folgejahres wieder ausgegraben werden müssen. Auch im Jahr 2020 — ebenso wie in 2019 — wurde im Steinbruch Mauern regelmäßig Wasser nachgefüllt. In 2019 34x600 Liter und 2x7000 Liter, und 2020 11x600 Liter. Die Unkenreproduktion war hervorragend — allerdings auch der Aufwand, den der Vater einer Unkenpatin damit hatte! Es ist klar, dass dies nicht jedes Jahr gemacht werden kann!

Kosten, beispielhaft für das Jahr 2011 (Bund Naturschutz), speziell für den Unkenschutz

Für 44 Unkentümpel an 13 verschiedenen Stellen wurden ca. 1.000 € aus­gegeben (Maschineneinsatz). Der Pflegeeinsatz wird ehrenamtlich erbracht, d.h. Perso­nal­kosten fielen nicht an.

Seit 2013 werden die Maßnahmen von der Regierung von Oberbayern (über das Landratsamt) als sogenannte Kleinstmaßnahmen im Rahmen der Landschaftspflege bezahlt. Im diesem Rahmen ist eine 100% Förderung möglich!

Kosten für die Maßnahmen allgemein

Kosten für Radbagger: 65 €/Stunde netto (Stand 2021).

Um den Bestand im Landkreis stabil zu halten, sind in Zukunft m.E. alle zwei Jahre höchstens ca. 700 € erforderlich (Kosten für den Maschineneinsatz, mit ehren­amt­lichen Helfern). Die Kosten für die ehrenamtlichen Helfer können über Kleinst­maßnahmen der Landschaftspflege voll finanziert werden und liegen aktuell noch knapp unter 2.500 Euro. Sollen die Bestände zusätzlich noch ausgeweitet werden, so ist mit jährlich ca. 700 bis 1000 Euro an Kosten im Landkreis Neuburg-Schroben­hausen zu rechnen.


Auch einmal ungewöhnliche Wege gehen

  • Tümpel sollen bzw. können aussehen, als ob eine Bombe eingeschlagen hat — großer Struktur­reichtum ist wichtig. Schönheit im menschlichen Sinne spielt keine Rolle; von diesem Bild sollte man sich schnellstens verabschieden (keine Anlage von nierenförmigen „Gartenteichen“!).
  • Die beste Zeit zum Ausbaggern der Tümpel ist Ende April/Anfang Mai — dann können vor der Laichperiode der Unken keine Prädatoren (Fressfeinde) „ein­ziehen“, die Unken können den Biotop sofort optimal besiedeln.
  • Tümpel können durchaus auch einmal nachgebaggert werden. Wenn die Fläche nicht reicht, können sie auch wieder verfüllt werden, wenn sie „unbrauch­bar“ geworden sind, und im Turnus im nächsten Jahr neu entstehen.
  • Manchmal sind mehrmalige Bagger-Einsätze notwendig, bis die Tümpel optimal sind. Sie können zu klein, zu flach, an einer falschen Stelle sein, oder bei ex­tremem Pech auch alle „Trockentümpel“ werden. Dann kann immer noch überlegt werden, ob man Folien einsetzt. Kosten für drei Folien-Flachtümpel mit 50—70 qm: ca. 800 €. Für die hochbedrohten Pionierarten sind m. E. Folien im Ausnahmefall durchaus vertretbar, wenn auch nicht die erste Wahl.
  • Fahrspuren, die lange genug durch entsprechende Verdichtung das Wasser halten, sind die besten Unkenbiotope. Durch Absprache mit Förstern sollten neue Fahrspuren aktiv angelegt, bzw. bei Arbeiten im Wald mit schwerem Gerät gezielt mit eingeplant werden. Auch ein aktives Fahrspurmanagement ist möglich! Dabei sind Waldwege — vor allem Nebenwaldwege — den Rückegassen vorzuziehen. Rückegassen wachsen zu schnell zu und halten daher meist nach 1—2 Jahren das Wasser schon nicht mehr. Auch eine gezielte Anlage von Fahrspuren auf Freiflächen im Wald oder randseitig von Wildäckern ist anzudenken (siehe Projekt der Uni Hohenheim) unter „Entwicklung nachhaltiger Schutzkonzepte für die Gelbbauchunke in Wirtschaftswäldern“.

... und wenn es eimal nicht so klappt wie gewünscht: nicht entmutigen lassen und weiter machen!


Fazit und Ausblick

Die Maßnahmen erwiesen sich als sehr erfolgreich. Die Gelbbauchunken­bestände konnten nicht nur stabilisiert, sondern vergrößert werden; insbeson­dere die Reproduktionsrate (Anzahl der jährlich metamorphosierten Tiere) konnte erheblich gesteigert werden. Allerdings sind weiterhin Artenhilfs­maßnahmen erforderlich:

  • Infolge der Sukzession müssen immer wieder neue Laichgewässer geschaffen oder vorhandene optimiert werden (Faustregel: alle drei Jahre).
  • An den Rändern der alten Nachweisgebiete sind die Bestände immer noch ausgedünnt bzw. nicht mehr vorhanden:

    • Ried und Joshofen (keine Nachweise)
    • Ausgedünnte Vorkommen im Staatsforst — Unterhauser/Sehensander Forst; Unken erreichen nicht mehr Sinning
    • Gebiet nordwestlich Rennertshofen: keine Reproduktion der Unken
  • Schwankungen im Bestand müssen einkalkuliert werden und sind ganz normal!

Aber ab 2011: weitere Westausbreitung im Staatsforst am Hainberg und erstmals erfolgreiche Unkenreproduktion in der Kieselerdegrube nordwestlich Riedensheim (ca. 200 Hüpferlinge). Damit wurde verlorenes Gebiet erfolgreich durch eigenständige Besiedlung zurückgewonnen, auch wenn es in der Grube Riedensheim ca. vier Jahre gedauert hat.

Weitere Metapopulationen — ab 2012 folgende — zeichnen sich ab im FFH Gebiet Attenfeld, Lehmgrube Attenfeld (droht verfüllt zu werden), FFH Gebiet ehemalige Kieselerdegrube Hütting, Rotkiesgrube bei Oberhausen, Staatsforst in der Oberhauser Aue, Abschübe im Polder bei Riedensheim (2016/2017) und Neufunde Nähe Tierheim auf einer Abholzungs-/Aufforstungsfläche mit vielen Fahrspuren.

Wesentliche Bestandsstützen sind die Kieselerdeabbaugruben am Hainberg und die Biotopanlagen durch den Abbauunternehmer Manfred Hoffmann (Hoffman Mineral und Sonax) incl. der Eigentümer des Waldes (Studienseminar Neuburg).

Die Wichtigkeit von mit Wasser gefüllten Fahrspuren für einen erfolgreichen Unkenschutz rückt immer stärker in den Focus der Maßnahmen!

Einige Biotope (nicht alle) müssen jährlich gemäht und/oder freigeschnitten werden. Für die Unkenbiotope fallen ca. 150 Stunden an Pflegeeinsatz an. Es kann auch mal weniger sein.

Probleme treten immer wieder auf; z.B. war im Frühjahr 2011 durch die extre­me Trockenheit zwar das Pflanzenwachstum stark eingeschränkt, d.h. es war wenig Pflege notwendig. Viele Tümpel waren aber lange ausgetrocknet, so dass den Unken in dieser Zeit deutlich weniger Laichgewässer zur Verfügung stan­den. Erst die Ende Mai einsetzenden starken Regenfälle ermöglichten den Unken eine trotzdem noch sehr erfolgreiche Reproduktion mit einer großen Zahl am Hüpferlingen.

Trockenheit kann sich aber auch positiv auswirken: Wenn es nach einer länge­ren Trockenperiode wieder regnet, sind die Predatoren in den — zwischen­zeit­lich trocken gefallenenen — Tümpeln verschwunden; bleiben die Tümpel dann sechs bis acht Wochen gefüllt, können sich die Unken optimal vermehren.

Sollte es längere Zeit nicht oder zu wenig regnen, lässt sich dem dadurch begeg­nen, dass bei jedem Unkenbiotop so viele Tümpel wie möglich mit verschiede­nen Tiefen angelegt werden (aber nicht zu tief — Erfahrungswerte sammeln!), damit in allen Jahren wenigstens in einigen Tümpeln Reproduktion möglich ist. Eine Kontrolle ist dann unerlässlich. Es sollte daher für die Gelbbauchunke (und die anderen Pionier­arten Kreuzkröte und Wechselkröte) ein Betreuer pro Landkreis eingerichtet werden, analog der Biber- oder Storchenbetreuer.


... und noch ein Hinweis am Schluss:

Nicht nur die Unkentümpel brauchen „Nachschau“! — Gut zwanzig Jahre nach der ersten Tümpelbauwelle durch die Naturschutzverbände sollten alle „alten“ Tümpel kontrolliert werden. Bei uns stellte sich heraus, dass viele zugewachsen waren und es notwendig geworden war, die Tümpel wieder nachzubaggern und ggf. auch freizuschneiden. Wird das nicht getan, sind die Tümpel der weiteren Sukzession unterworfen und werden für alle Amphibien als Reproduktions­gewässer mehr oder weniger unbrauchbar.

Die Sukzession ist zwar ein natürlicher Prozess. Wegen der fehlenden natür­lichen Dynamik entstehen aber praktisch keine Gewässer mehr auf natürlichem Wege neu. Es ist daher immer noch besser, die Sukzession aufzuhalten, als alles beschattet und verwachsen vorzufinden — ein Urwald gedeiht nicht auf einem Hektar. Größer sind diese Flächen nämlich meist nicht — eher sind sie noch kleiner.

Also ran an´s Werk — dann haben Sie wieder für 20 Jahre Ruhe, und die Amphibien, Reptilien, Libellen usw. werden es Ihnen danken!


Ansprechpartner für Fragen zu den Artenhilfsmaßnahmen:

Karlheinz Schaile
Tel. 0175 2433773
E-Mail: karlheinz.schaile@web.de



interner Link Abbildungen zu den Maßnahmen 

interner Link Artbeschreibung Gelbbauchunke 

 

Text: K.-H. Schaile
Redaktion: Th. Dürst
Fotos: Th. Dürst
letzte Aktualisierung: 10. Feb. 2023